Gehe nicht vor mir, vielleicht folge ich dir nicht.
Geh nicht hinter mir, vielleicht führe ich dich nicht.
Geh einfach neben mir und sei mein Freund.

Albert Camus

Meine Arbeitsphilosophie

…zur Inspiration und zum Vertiefen für Interessierte

Meine innere Haltung gleicht der der humanistischen Psychologie. Indem ich Klienten mit meiner würdevollen Menschlichkeit, mit urteilsfreiem Mitgefühl und auf gleicher Augenhöhe begegne, entsteht Raum für Entwicklung. Jeder hat sein persönliches Selbst, in das er vertrauen lernen kann; und in jedem steckt ein Innerer Kern der Werte, auch wenn er mal nicht auffindbar scheint. Der Klient ist der kompetente Chef in seinem Leben; und indem er die Verantwortung für seine Gefühle und Bedürfnisse übernimmt, kann er wirksam werden – dabei reiche ich ihm die Hand.

Coaching versus Therapie

Worte können in die Irre führen. Während die einen eine „Therapie“ nur machen, wenn sie nicht mehr genug eigene Selbstwirksamkeit zum Leben haben, sehen andere den Therapeuten als „Gefühls-Lehrer“. Während manche unter „Coaching“ eine Unterstützung zum „schneller-höher-weiter“ im Beruf sehen, lassen sich andere coachen, um wohler zu leben, zentrierter zu arbeiten und  die eigenen Werte im stressigen Alltag zu wahren. Manche sehen „Coaching“ als eine Busfahrt, bei der mensch unverändert woanders hinfährt, während nur „Therapie“ eine tiefe persönliche Wirkung hat. Andere drehen sich bei Gesprächstherapien jahrelang im Kreis, während ein Coaching mit Focusing sie weiterbringt, zu sich selbst.

In meiner Praxis ist bei Musiktherapie und Coaching der Mensch im Zentrum. Diesen begleite ich, unterstütze ihn kognitiv und durch das auftauchende Unterbewusste, im „äußeren Spiel“ seine Lebenssituation zu verändern. Und er ist immer auch mit Körper, Gefühlen und Gedanken da, lernt ein anderes „inneres Spiel“ und verändert sich durch Musik und Körperarbeit leiblich.

In meiner Praxis wird nicht „die Kindheit durchgearbeitet“ (wie es in manchen Therapien geschieht). Kindheitserinnerungen können auftauchen und werden berücksichtigt; im Fokus aber ist das Hier und Jetzt: Körper, Gefühle und Gedankenmuster, die durch die Kindheit geprägt sind. Der Mensch vor mir bekommt in seinem ganzen physisch-mental-seelischen Körper den Raum, lernt mit alten Gefühlen und Gedankenmustern anders umzugehen und sie zu ändern. Er wird durch Empathie zu seiner eigenen Selbstwirksamkeit geführt. Wird das eigene Ich lebendig, fallen auch Krankheiten und alte Muster weg oder sind im Hintergrund nicht mehr störend.

Krankheit oder Gesundsein

Meine innere Einstellung ist nach dem Prinzip der Salutogenese an Ressourcen orientiert. Die Psychopathologie, die standardmäßige Lehre der Krankheiten, die in Deutschland Grundlage vieler Psychotherapien ist, richtet den Blick auf die Defizite; das kann Hoffnungslosigkeit und negative Glaubenssätze in Patienten sähen. Ich gehe respektvoll mit sog. pathologischen Zuständen um und verweise Klienten an zuständige Therapeuten, wenn die Begleitung meine Kompetenzen übersteigt. Innerhalb dieser Grenzen sehe ich jeden Menschen in seinem Sein als gesund an – und die Krankheiten als Wegweiser zu krankmachenden Glaubenssätzen.

Ein Burnout beispielsweise lässt sich nicht „wegoperieren“. Byong-Chul Han und Sylvia Wetzel interpretieren das Burnout sogar als einen „Widerstand gegen die Leistungsgesellschaft“. Durch einen Burnout können Sie merken, dass Sie unbewusst Gesellschaftszwängen aufgesessen sind, und selbstbestimmt mit Ihrer eigenen Identität fortsetzen. Herbert von Karajan stellte nach einer schweren Krankheit die Hälfte seiner Aktivitäten ein und sagte „Muss man erst so krank werden, bis man einsieht, dass man falsch gelebt hat…?“ Durch Ihre Krankheit können Sie zu Ihrem Leben gelangen.

Rainforest Mind, hohe Reflexionsfähigkeit oder starkes Gefühlsleben sind keine Krankheiten. Einige „krankhaft“ erscheinende Phänomene wirken „gesund“ im Licht von Hochsensibilität und Hochbegabung. 2-10% der Menschen funktionieren innerlich einfach anders als 90% der Bevölkerung, haben durchlässigere Filter im Nervensystem oder vielschichtige Regenwälder im Kopf. Diese Eigenschaften gilt es einfach kennenzulernen, mit dieser Kenntnis sein Leben besser zu verstehen, selbst-bewusster und lebensbereichernder damit fortzusetzen.

Burnout und Boreout

Jeder hat seinen eigenen Anforderungs-Bereich, in dem er optimal arbeitet. In diesem wird jemand genügend gefordert, so dass weder Langeweile noch Überforderung ensteht.  Während ein Burnout durch ein dauerhaftes Arbeiten mit zu hoher Anforderung entsteht, führt ein ständiges unterforderndes oder sinnentleertes Arbeiten zu einem Boreout. Unter- sowie Überforderung ist anstrengend, die Symptome von Burnout und Boreout sind gleich.

Um wieder in den eigenen Fluss zu kommen, braucht es neben Erholung ein Gespür für sich selbst. Wie fühle ich mich gerade, was denke ich, und wann zeigt mir mein Körper Grenzen? Was brauche ich eigentlich wirklich? Welche schönen Güter will ich nur deshalb, weil sie mir zuwinken, welche summen in mir selbst? Sage ich „ja“ zu dem, was ich tue, oder funktioniere ich in einem muss-soll-Denken? Bin ich glücklich mit dem, was ich tue, versuche ich mich darüber zu beweisen, oder gehe ich damit nur Ängsten aus dem Weg?

In unserer Gesellschaft wird das leistungsorientierte Selbstbewusstsein gefördert, während Selbstwert und Selbstgefühl oft auf der Strecke bleiben. Sich selbst zu genügen und sich wertvoll zu fühlen ohne etwas zu leisten, sind Schlüssel, um nicht (wieder) in einen Burn- bzw. Boreout zu geraten. Dies ist durch eine gute Beziehung mit sich selbst genauso erlernbar wie ein gesunder Arbeitsrhythmus mit Pausen. So kann sich durch einen Burnout bisheriges Funktionieren in Lebendigsein wandeln, unterschwellige Angst in Vertrauen, Automatismus in lustvolle Präsenz, Sich-beweisen-müssen in die eigene Identität. Mit authentischem Selbstsein, intrinsischer Motivation und liebevollem Selbstgespür entsteht mehr Leben im Leben.

Sinn und Menschlichkeit

Der Physiker Werner Heisenberg sagte einmal „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.“ Wenn Sie zu den Menschen gehören, die allergisch auf die Worte „Spiritualität“, „Gott“ und „Jenseits“ reagieren, ersetzen Sie sie im Folgenden bitte durch „Weltanschauung“, „Sinn“, „Liebe“, „Zwischenmenschlichkeit“, „Hier & Jetzt“, „Universum“ oder ähnliche Ausdrücke, die stimmig für Sie sind!

Meine Arbeit ist eingebettet in einen Glauben an eine wohlwollende Gottheit und an ein freundliches Jenseits, vor dem wir keine Angst zu haben brauchen. Die Hölle findet hier auf Erden statt, nicht nach dem Tod. Sie ist bereits in uns, wenn wir zerrissen sind oder uns leer fühlen, wenn wir denken dass wir ungenügend sind oder aus Angst handeln. Sie entstand durch Schmerzen, menschliche Begrenztheit und aufgeschnappte Gedankenmuster. Und sie kann entstehen, wenn wir die eigenen Werte in der Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft nicht leben, wenn wir an unserem Wesenskern vorbei leben.

Spiritualität und Esoterik sind für mich grundverschiedene Dinge. Und das Zentrum von Spiritualität liegt für mich nicht darin, mit einem verklärten Blick „abzuheben“, nur noch mit sanfter Stimme miteinander zu kommunizieren, mit verkrampfter Miene lächeln zu müssen, oder alle Menschen vertraulich zu umarmen. Spirituelle Liebe ist für mich gleichbedeutend mit Würde und zwischenmenschlichem Respekt – nicht zu verwechseln mit Nähe und Vertrautheit. Spirituelles Einssein ist etwas anderes als symbiotisches Verschmelzen mit anderen: wenn ich verstanden habe, dass alle Menschen genau wie ich leben und glücklich sein wollen, trete ich ihnen auf gleicher Herzenshöhe entgegen. Ein spiritueller Kern für mich liegt darin, ganz Mensch zu werden und in Vertrauen zu leben, wozu auch der Umgang mit Gefühlen gehört.

Gefühle und Erleuchtung

Schmerz gehört zum Leben dazu, Leiden ist freiwillig. Während manche spirituelle Ansichten auf Gefühle herabsehen und eine „Erleuchtung“ ohne Traurigkeit und Wut anstreben, halte ich eine Integration von Gefühlen für sinnvoll. Erleuchtung bedeutet für mich das Ende von Leid – dem leidvollen Drama im Kopf. Ein unangenehmer Zustand besteht zu 10% aus unangenehmen Gefühlen oder körperlichen Schmerzen, und zu 90% aus den Gedanken, die die Trauer weghaben wollen, die aus einer Wut heraus das Gegenüber beschuldigen, die aus einer Angst heraus Bilder eines deprimierenden Morgen zeigen. Bin ich im Frieden mit meinen Gefühlen, kann ich sie und damit mich selbst erstmal einfach so sein lassen. Und ggf. kann ich in diesem Freiraum, meine darunterliegenden Werte erkennen und Motivation finden, für sie einzutreten. Ich kann mir fehlende Bedürfnisse erfüllen oder andere darum bitten. Ich kann die Gefühle als Kräfte einsetzen, um das Leben zu bereichern. Oder ich kann die Gedankenmuster, die zu den Gefühlen führten, hinterfragen, und damit mein Weltbild erweitern.

Besonders mit unserer Geschichte in Deutschland, liegt die Gefahr nahe, Gefühle „wegzumeditieren“. Der Weg zum Frieden geht aber durch die Gefühle hindurch. Manche Menschen sind wirklich so im Frieden mit dem was ist, dass sie auch den Tod ihres eigenen Kindes ohne Trauer annehmen können. Ein solcher Frieden entsteht durch große Hingabe und einem Verständnis der größeren Zusammenhänge der Welt. „Will“ ich aber Frieden und denke mich in überhöhte Ansprüche an die eigene Entwicklung, kann sich eine darunterliegende Trauer durch Abspaltung oder Krankheit einen Weg bahnen. Eine buddhistische Geschichte beschreibt einen Mönch, nachdem ein Freund gestorben war. Auf die Frage, wie das mit seiner Erleuchtung zusammenpasst, erwidert der Mönch: „Natürlich weine ich, ein Freund ist von mir gegangen. Für ihn ist es gut so, und er fehlt mir jetzt!“

Selbst habe ich unterschiedliche Wege mit und ohne Gefühle ausprobiert und am eigenen Leib erfahren: Es geht für mich nur lebendig weiter, wenn ich mich mit allen Gefühlen anfreunde.

Lebensqualität ist wichtiger als Lebensdauer

Unsere Medizin ist unglaublich erfolgreich, Leben zu retten. Krankheiten die vor 100 Jahren noch zum Tod führten, werden geheilt. Durch Notärzte werden in Akutsituationen Menschen von der Schwelle zurück ins Leben geholt. Das wertschätze ich überaus, noch mehr da ich mein Leben liebe und ohne diesen Fortschritt wohl selbst im Alter von 4 Jahren einer Meningitis erlegen wäre. Doch ich wünsche mir mehr Balance in unserer medizinischen Versorgung, dass Gesundsein gleichermaßen gefördert wird wie das Überleben. Frühgeborene werden nach 6 Schwangerschaftsmonaten im Brutkasten aufgepäppelt und alten Menschen wird durch Medikamente das Leben verlängert, während der Durchschnitt der Menschheit halb-gesund lebt und oft nur noch „funktioniert“. Leben bedeutet für mich nicht (nur) „Lebenslänge auf Erden“, sondern Harmonie zwischen Körper-Seele-Geist. Deshalb coache ich Sie, Ihre Zeit mit eigenem Sinn zu füllen und präsent das Leben auch zu erleben.

„Wenn man unter Ewigkeit nicht unendliche Zeitdauer,

sondern Unzeitlichkeit versteht,

dann lebt der ewig, der in der Gegenwart lebt.“

Ludwig Wittgenstein